CBD und psychische Gesundheit
PTBS (PTSD) - Bolsoni et al. (2022)
CBD wird immer wieder mit der Verarbeitung von Traumata in Verbindung gebracht.
Wissenschaftlich wurde beispielsweise an Patient*innen mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS; engl. PTSD) untersucht, wie sich oral verabreichtes CBD vor der Wiedergabe einer eigenen Aufnahme des traumatischen Erlebnisses auf körperliche und subjektive Parameter auswirkt im Vergleich zu einem Placebo.
War diese Erfahrung nicht sexueller Natur, so veränderte sich die erlebte Angst und die kognitive Beeinträchtigung signifikant weniger stark in der CBD Gruppe als in der Placebogruppe. Im Falle eines sexuellen Ereignisses machte es keinen signifikanten Unterschied, welche der Substanzen vor der Wiedergabe genommen worden war.
Die Autor*innen schlussfolgerten, dass sich eine mögliche entlastende Wirkung von CBD je nach Art des Traumas unterscheiden könnte.
Diese Studie ist in ihrer Aussagekraft durch methodische Probleme limitiert, weshalb es unbedingt umfangreicherer Untersuchungen zu CBD bei PTBS (PTSD) bedarf.
Bolsoni, L. M., Crippa, J. A. S., Hallak, J. E. C., Guimarães, F. S., & Zuardi, A. W. (2022). The Anxiolytic Effect of Cannabidiol Depends on the Nature of the Trauma When Patients with Post-Traumatic Stress Disorder Recall Their Trigger Event. Brazilian Journal of Psychiatry, 44. https://doi.org/10.1590/1516-4446-2021-2317
Schizophrenie / Psychosen - White (2019)
In mehreren Studien wurde im Zuge einer CBD Behandlung auf bestimmten Dimensionen ein Nachlassen schizophrenieassoziierter Symptome offenbar.
In einer Studie wurden neben der bestehenden antipsychotischen Medikation 1000mg CBD pro Tag für sechs Wochen gegeben. Im Vergleich zur Gruppe, die statt CBD Placebo bekam, ließen die positiven Symptome der Erkrankung deutlich nach, negative Symptome ließen nicht nach.
Kliniker*innen schätzten die Zustandsverbesserung in der CBD Gruppe im Mittel signifikant stärker ein als die der Placebogruppe. Es wurde berichtet, dass die Kognition und das körperliche Funktionsniveau der Schizophreniepatient*innen nach der CBD Behandlung tendenziell verbessert waren.
Es gibt ferner Hinweise darauf, dass schon die einmalige orale Anwendung von 600mg CBD kurzfristig positive psychotische Symptome reduzieren oder zumindest deren Anstieg bremsen könnte, wie an nicht-schizophrenen Personen untersucht worden war.
Im Vergleich zur Placebogruppe waren diese nach THC Konsum weniger paranoid und ihr episodisches Gedächtnis war weniger stark eingeschränkt.
In einigen Studien konnten keine positiven Effekte von CBD auf psychotische Symptome beobachtet werden. Die Studienlage ist insgesamt heterogen.
White, C. M. (2019). A Review of Human Studies Assessing Cannabidiol's (CBD) Therapeutic Actions and Potential. The Journal of Clinical Pharmacology, 59(7), 923-934. https://doi.org/10.1002/jcph.1387
Angst - White (2019)
Die angstlösende Wirkung von CBD wird derzeit viel diskutiert. Hier gibt es allerdings nur wenige Studien, die zudem methodisch limitiert sind.
Unter anderem wurde nahegelegt, dass CBD jene Angst zu reduzieren in der Lage sein könnte, die durch höhere delta-9-THC-Dosen ausgelöst werden kann.
Eine Einnahme von CBD mehrere Stunden vor einem öffentlichen Vortrag scheint die damit verbundene Angst während und nach dem Vortrag begrenzen zu können.
Insgesamt ist die Evidenzlage zu angstlösenden Effekten von CBD unklar.
White, C. M. (2019). A Review of Human Studies Assessing Cannabidiol's (CBD) Therapeutic Actions and Potential. The Journal of Clinical Pharmacology, 59(7), 923-934. https://doi.org/10.1002/jcph.1387
Alkoholabhängigkeit - Turna et al. (2019)
In Studien erwies sich CBD als sicher und gut verträglich. Außerdem wird die Missbrauchsgefahr als sehr gering eingeschätzt.
In Kombination mit Alkohol wurden subjektiv keine Wechselwirkungen mit Alkoholwirkungen wahrgenommen. Aktuell wird CBD auch als Behandlungsoption bei Alkoholabhängigkeit bzw. als Möglichkeit der Prävention diskutiert und erforscht.
Auch wenn die Forschung diesbezüglich erst am Anfang steht, lieferten erste Studien (v.a. Tierstudien) vielversprechende Ergebnisse.
CBD scheint im Hippocampus neuroprotektiv gegen unerwünschte Effekte des Alkoholkonsums wirken zu können und in Nagetieren die Verfettung der Leber infolge des Alkoholkonsums zu reduzieren. Außerdem ging das sog. Craving bei Nagetieren zurück, wenn ihnen CBD verabreicht worden war.
Turna, J., Syan, S. K., Frey, B. N., Rush, B., Costello, M. J., Weiss, M., & MacKillop, J. (2019). Cannabidiol as a Novel Candidate Alcohol Use Disorder Pharmacotherapy: A Systematic Review. Alcoholism: Clinical and Experimental Research, 43(4), 550-563. https://doi.org/10.1111/acer.13964
Bonaccorso et al. (2019)
CBD könnte zur Behandlung verschiedener psychiatrischer Störungen hilfreich sein.
Bis zu einem gewissen Grad könnten dadurch zum Beispiel Symptome eines Cannabisentzugs gelindert werden. Ferner scheinen sich psychotische Zustände durch CBD abschwächen zu lassen.
Auch Angstzustände im Leistungskontext könnten durch vorherige Applikation von CBD reduziert werden. Außerdem gibt es leichte, jedoch auch unvollständige und zum Teil heterogene Evidenz für die Wirksamkeit bei Störungen der Stimmung, des Schlafs, der Persönlichkeit, der Neurokognition sowie des Essverhaltens.
Auch die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von CBD bei Zwangsstörungen, traumatisierten Personen und dissoziativen oder somatischen Störungen sowie bei Autismus-Spektrum-Störungen wird diskutiert.
CBD könnte unter anderem antidepressiv, antipsychotisch und anxiolytisch wirken. Es könnte die Kognition befördern und Cravings entgegenwirken.
Je nach Herangehensweise wurde CBD als Monotherapie eingesetzt oder ergänzend zu bestehender Medikation. Als Nebenwirkung wurde Sedierung berichtet.
CBD scheint insgesamt ein vielversprechendes Mittel für eine Reihe psychiatrischer Probleme zu sein. Seine Wirksamkeit ist jedoch nicht belegt und muss in klinischen Studien weiter untersucht werden.
Bislang gibt es noch viele Unsicherheiten auf welche Weise und unter welchen Bedingungen CBD die berichteten Effekte haben könnte und welche Nebenwirkungen bei dauerhaftem Konsum zu erwarten sind.
Bonaccorso, S., Ricciardi, A., Zangani, C., Chiappini, S., & Schifano, F. (2019). Cannabidiol (CBD) Use in Psychiatric Disorders: A Systematic Review. NeuroToxicology, 74, 282-298. https://doi.org/10.1016/j.neuro.2019.08.002
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